"Euthanasie von Heimtieren"

Am 21. September 2013 folgten über 180 Kolleginnen und Kollegen den spannenden Ausführungen der Vortragenden zum Thema Euthanasie von Heimtieren (Abb. 1). Die Fragen warum, wann und wie Heimtiere getötet werden dürfen oder müssen, wurden vom Philosophen Peter Kunzmann, vom Juristen Christoph Maisack und vom Tierarzt Thomas Göbel aus ihrer jeweiligen Fachsicht beleuchtet. Die Sprechwissenschaftlerin Ceciliä Skorupinski machte dann deutlich, woran es liegt, wenn es bei der Kommunikation zwischen Tierbesitzer und Tierärztin zu Missverständnissen kommt. Herr Kunzmann betonte, dass es bei der Entscheidung Tötung ja oder nein im Konfliktfall ganz wesentlich auf die Umgebungsfaktoren von Tier und Besitzer ankommt. Was kann dem Tier bzw. dem Halter zugemutet werden? Welche Alternativen sind möglich? In jedem Einzelfall muss ermittelt werden, ob ein gutes Leben für das Tier noch möglich wäre.

In Projektion auf die Situation des Tierhalters sollte das Beste unter dem Erreichbaren für das Tier erwirkt werden. Tierethik liefert hier kein Patentrezept, sondern soll das eigene moralische Urteil stärken und die prozeduralen Voraussetzungen für ein sachgerechtes Urteil schaffen. Herr Maisack hob hervor, dass der vernünftige Grund, der beim Töten von Tieren nach dem Tierschutzgesetz vorliegen muss, dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz unterliegt. Es ist zu prüfen, ob mit der Tötung ein nachvollziehbarer, billigenswerter Zweck verfolgt wird; ob die Tötung ein für diesen Zweck geeignetes Mittel darstellt; ob sie dafür erforderlich ist (Grundsatz des mildesten Mittels) und ob sie verhältnismäßig ist (d.h. ist der von ihr ausgehende Nutzen größer als der durch sie verursachte Schaden). Unter bestimmten Voraussetzungen können Tierärztinnen und Tierärzte im Rahmen ihrer Garantenstellung auch die Pflicht zur Tötung eines Heimtieres haben. Gegen den Willen der Tierbesitzer sollte keine Tötung vorgenommen werden. Hier wäre bei tierschutzrelevanten Vorgängen das Veterinäramt einzuschalten, die ggf. eine Tötungsanordnung aussprechen können. Über das Wie der Tötung informierte Herr Göbel. Bevor er eine umfassende Übersicht über die Möglichkeiten der Euthanasie der meisten Heimtiere gab, führte er sehr eindrucksvoll vor Augen, wie die Gesamtsituation in der Praxis zu bewerten ist, wenn die Entscheidung getroffen werden muss ein geliebtes Heimtier zu töten. Es sollte eine entspannte vom Alltagsbetrieb der Praxis abgesonderte Umgebung geschaffen werden.

Der Ablauf muss vorher exakt erklärt werden, auch ob der Besitzer dabei sein will und kann. Immer sollte ihm die Möglichkeit der Abschiednahme gegeben werden. Bis hin zum Umgang mit der „Leiche“ und Verschickung von Beileidbekundungen stellte er den professionellen, aber empathischen Ablauf einer optimalen Euthanasie dar. Zur eigenen Sicherheit sollte die Entscheidungsfindung, die immer nur im Einverständnis mit dem Besitzer erfolgen darf, exakt dokumentiert werden, um späteren Auseinandersetzungen gegenüber gewappnet zu sein. Das dann immer noch Konflikte auftreten können, die u.a. zu Beschwerden bei der Tierärztekammer führen, ist ein Phänomen, dem sich Frau Skorupinski gewidmet hat. In emotionalen Stresssituationen fällt das Verstehen schwerer. Schlechte Nachrichten sollten deshalb kurz und verständlich sein. Der Sprachgebrauch soll sich am Zuhörenden orientieren. Eine gute Gesprächsvorbereitung und die Ausschaltung von Störungen sind elementare Voraussetzungen für die Vermeidung von Missverständnissen. Oft überfrachten wir unsere Gesprächspartner mit Informationen. Das A und O ist deshalb die Auswahl an Informationen für „die andere Seite“. Wo steht die andere? Was will sie wissen? Was will ich erreichen? In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, wie sehr Entscheidungen vom Einzelfall abhängig sind. Es kristallisierte sich aber auch heraus, dass es ein ungutes Gefühl im Zusammenhang mit der Tötung von Tieren in anderen Kontexten gibt; Tierseuchenbekämpfung, Schädlingsbekämpfung, Versuchstiere, überzählige Zootiere, Schlachtung von Nutztieren, Tötung von Eintagsküken, besonders auffällig z.B. bei Ratten als Heimtier, Schadnager, Versuchs- oder Futtertier. Aber das ist ein weiteres Thema, dem wir uns in einer nächsten Fortbildung widmen wollen.

Heidemarie Ratsch

Gespannte Aufmerksamkeit (foto ratsch)

Referenten von links nach rechts

Prof. Dr. Peter Kunzmann, Dr. Christoph Maisack; Cecilia Skorupinski, PD Dr. Thomas Göbel

(Foto Ratsch)


 

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